Zum Buch:
Vor fünf, sechs Jahren fing es an. Seitdem lese ich einmal im Jahr Herman Melvilles Roman »Moby Dick«. Ich habe jede vorhandene Filmadaption gesehen, mehrmals natürlich, und kenne auch jede Hörbuchfassung; wobei ich besonders die Lesung von Christian Brückner empfehlen kann. Ich bin ein Moby-Dick-Fan, keine Frage. Und jetzt das: Ein Pop-up-Buch. Eine Comic-Adaption. Bei Pop-up-Büchern stelle ich mir immer wieder aufs Neue die Frage: Wie zum Henker machen die das eigentlich? Sollte es diese Sendung mit der Maus noch geben, in der erklärt wird, wie man Leberwurst, Streichhölzer oder von innen beleuchtete Globen herstellt, wie man Oliven entkernt oder wie das Blei in den Bleistift kommt, dann wäre das mit den Pop-up-Büchern sicherlich auch mal eine Sendung wert. Ich bin Buchhändler, ich habe schon viele Pop-ups gesehen und ich kann mit Gewissheit behaupten, dies hier ist das beste, das ich je in die Finger bekommen habe, garantiert.
Man schlägt die erste Doppelseite auf, und da steht sie, die vollaufgetakelte Pequod. Eine Doppelseite weiter dann der weißbärtige Pfarrer auf der Kanzel, wie er den Bewohnern von New Bradford seine Predigt von Jonas im Bauch des Wals hält, dann tritt (bzw. klappt) Kapitän Ahab auf, eine Walfangszene folgt, ein Sturm, Moby Dick, wie er das Schiff zermalmt, und nebenbei kann man hier drehen und da ziehen und dort sogar reingucken. Ein wahres Zauberbuch. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man das noch toppen will. Sam Ita das hört sich ja fast schon an wie ein Zauberer hat für dieses Kunstwerk einen Preis verdient. Während man die Seiten umschlägt, kommt einem unweigerlich der Gedanke: Wem könnte ich das schenken?Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln