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Autor
Vekemans, Lot

Ein Brautkleid aus Warschau

Untertitel
Roman. Aus dem Niederländischen von Eva M. Pieper und Alexandra Schmiedebach
Beschreibung

Eigentlich schreibt die niederländische Autorin Lot Vekemans, Jahrgang 1965, erfolgreich fürs Theater. Mit „Ein Brautkleid aus Warschau“ (2012) ist nun ihr erster Roman auch auf Deutsch erschienen. Der „psychologische Realismus“, der ihren Theaterstücken zugeschrieben wird, prägt auch ihr Romandebut, die Geschichte Marlenas, die nacheinander aus drei Perspektiven dargestellt wird.

Unterhaltsam, spannend, leicht und mit vielen Dialogen erzählt Vekemans eine Geschichte von Familie, Liebe und den Verwicklungen, die sich aus beidem ergeben können. Warum auch nicht.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Wallstein Verlag, 2016
Format
Gebunden
Seiten
253 Seiten
ISBN/EAN
978-3-8353-1601-0
Preis
19,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Lot Vekemans geb. 1965, studierte Geographie, später an der Schriftsteller-Akademie Colofon in Amsterdam. Seit 1995 schreibt sie Theaterstücke. Sie sind in mehr als fünfzehn Sprachen übersetzt und wurden vielfach preisgekrönt. Ihr Stück »Gift« feiert derzeit in Deutschland Triumphe. »Ein Brautkleid aus Warschau« ist ihr Romandebüt.

Zum Buch:

Eigentlich schreibt die niederländische Autorin Lot Vekemans, Jahrgang 1965, erfolgreich fürs Theater. Mit „Ein Brautkleid aus Warschau“ (2012) ist nun ihr erster Roman auch auf Deutsch erschienen. Der „psychologische Realismus“, der ihren Theaterstücken zugeschrieben wird, prägt auch ihr Romandebut.

Dargestellt wird die Geschichte des Romans nacheinander aus drei Perspektiven. Im ersten Teil erzählt Marlena ihre Geschichte. Sie ist Mitte zwanzig, lebt zusammen mit ihren Eltern in einem polnischen Dorf und ist zum Ärger ihrer Mutter immer noch nicht verheiratet. Da lernt sie Natan kennen, einen Amerikaner, der in Warschau die Geschichte seiner Familie und seiner polnisch-jüdischen Herkunft erforschen will. Sein Verwandter Szymon soll ihm dabei helfen. Marlena verliebt sich stürmisch und bedingungslos in Natan. Nach wenigen glücklichen Wochen jedoch muss Natan plötzlich zurück in die USA, und Marlena hört nichts mehr von ihm. Nicht mehr als ein Ferienflirt war sie also für ihn, denkt sich Marlena. Doch nach Natans Abreise stellt Marlena fest, dass sie schwanger ist. Um nicht von ihrer strengen Mutter gemäß den herrschenden Konventionen verheiratet zu werden, verlässt Marlena ihr Elternhaus. Über eine Heiratsagentur gelangt sie nach Holland, wo sie den Bauern Andries heiratet. Andries, ein schweigsamer Einzelgänger, behandelt Marlena distanziert und freundlich; ihren Sohn Stan aber zieht er auf wie sein eigenes Kind. Als Marlena nach sechs Jahren erfährt, dass ihre Mutter im Sterben liegt, reist sie zusammen mit Stan nach Polen, nachdem sie zuvor jeden Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen hatte. Dort entschlüsselt sie nach und nach das Rätsel um Natan, erfährt die Geschichte seiner Familie und lernt vor allem sich selbst besser kennen. Ihrem Sohn wird sie dadurch jedoch immer fremder.

Ob einem die Charaktere nun sympathisch sind oder nicht: Marlenas Schicksal fesselt, und die resolute Art und Weise, mit der sie das Leben fraglos in die Hand nimmt, beeindruckt. Beinahe aber liebevoller, so scheint es, widmet sich die Autorin der Erzählung Andries’ im zweiten Teil des Romans. Ein verschrobener Eigenbrötler wie aus dem Bilderbuch exponiert da vor dem Leser seine Einsamkeit, wenn er abends müde und melancholisch allein an seinem Küchentisch sitzt und Wurstbrote isst. Wenn es darauf ankommt, ist er aber emotional erstaunlich wach. Auch die Figur Szymons, Hotelbesitzer und entfernter Verwandter Natans, offenbart ungeahnte Seiten, wenn er im letzten Teil des Romans aus seiner Perspektive erzählt. Zunächst eine reine Botenfigur im Melodrama um Marlenas Liebe zu Natan, bekommt Szymon eine entscheidende Bedeutung für die Zusammenhänge, die Marlena erst nach und nach deutlich werden.

Unterhaltsam, spannend, leicht und mit vielen Dialogen erzählt Vekemans eine Geschichte von Familie, Liebe und den Verwicklungen, die sich aus beidem ergeben können. Warum auch nicht.

Alena Heinritz, Mainz