Zum Buch:
Die achtzehn in diesem Buch versammelten Reportagen sind zwischen 1996 und 2013 abseits der prosperierenden Zentren, in der polnischen Provinz entstanden, drei von ihnen haben Co-AutorInnen. Die Reportagen erzählen von den Schicksalen verschiedenster Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie eindrücklich illustrieren, wie dramatisch sich das Leben in Polen nach der Wende von 1989 verändert, wie rasant sich die ökonomische Situation vieler Menschen verschlechtert hat. In einigen Reportagen kommen die Porträtierten im O-Ton zu Wort, in den anderen beschreiben Nowak und die anderen VerfasserInnen die Lebensumstände und den Alltag der Menschen. Das geschieht mit professioneller Distanz, ohne Wertung oder Anklage, aber immer mit deutlich spürbarer Empathie. In den Reportagen geht es immer auch um Grundsätzliches, wenn nicht Existenzielles. In schonungsloser Offenheit – auch sich selbst gegenüber – sprechen die Menschen von ihren Problemen, Sorgen und Wünschen und manchmal auch Hoffnungen. Manche sind verzweifelt oder resigniert, haben sich dem Alkohol ergeben oder versuchen, als Kleinkriminelle über die Runden zu kommen. Andere wenden viel Energie für Kämpfe mit Behörden oder Unternehmen auf, entwickeln Ideen und ergreifen Initiativen, wo staatliche Stellen versagen oder schlicht nicht mehr existieren.
Ich empfehle die Lektüre allen, die sich für Polen interessieren und gerne ausgezeichnete Reportagen lesen. Meine Empfehlung möchte ich mit einem Zitat aus dem Vorwort zu diesem Buch von Gesine Schwan unterstreichen: “Wer das Leben in Polen in manchen Regionen auf dem Lande und in weniger erfolgreichen sozialen Schichten unsentimental kennen lernen möchte, Menschen in ihrem Alltag mit ihren Sorgen, ihrem Realitätssinn, zugleich aber auch mit ihren anrührenden Träumen und ihrer bewundernswerten Energie, immer wieder neue Anläufe zu nehmen und trotz allem für ihr Leben ein wenig Sinn zu erhaschen – der sollte zu diesem Buch greifen.”
Ralph Wagner, Ypsilon Buchladen&Café