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CO-RO-NA

Autor
Gruner, Paul-Hermann (Hg)

CO-RO-NA

Untertitel
19 Autorenbeiträge zu COVID-19, 19 Reaktionen auf eine Pandemie. Mit Fotografien von Anna Meuer
Beschreibung

Sollte es Ihnen so gehen wie mir und Sie auch seit Wochen einen großen Bogen um all die Bücher machen, auf denen die Wörter Corona, Pandemie oder Covid-19 auftauchen, dann würde ich empfehlen, bei dem hier vorgestellten Band eine Ausnahme zu machen. Und das, obwohl auf dem Umschlag gleich alle drei Begriffe versammelt sind: CO-RO-NA, 19 Autorenbeiträge zu COVID-19, 19 Reaktionen auf eine Pandemie.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Justus-von-Liebig-Verlag, 2020
Seiten
184
Format
Kartoniert
ISBN/EAN
978-3-87390-447-7
Preis
15,80 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Paul-Hermann Gruner ist ein deutscher Politikwissenschaftler, Journalist, Schriftsteller und bildender Künstler.

Zum Buch:

Sollte es Ihnen so gehen wie mir und Sie auch seit Wochen einen großen Bogen um all die Bücher machen, auf denen die Wörter Corona, Pandemie oder Covid-19 auftauchen, dann würde ich empfehlen, bei dem hier vorgestellten Band eine Ausnahme zu machen. Und das, obwohl auf dem Umschlag gleich alle drei Begriffe versammelt sind: CO-RO-NA, 19 Autorenbeiträge zu COVID-19, 19 Reaktionen auf eine Pandemie.

Das, was ich bei einem „Corona-Buch“ vielleicht am allerwenigsten erwartet hätte, geschah, als ich aufs Geratewohl auf Seite 48, beim Beitrag des Herausgebers mit dem Titel „Die andere Pandemie. Ein streitlustiger Essay zu Virus, Sprache und Globalisierung.“ zu lesen begann: Ich musste mehrfach laut lachen, so dass mein Mitbewohner aus dem Nachbarzimmer zum Nachfragen herüberkam. Gruber geht es in seinem Essay unter anderem um das unnötige Ersetzen deutscher Wörter durch (vermeintlich) englische und findet Beweise über Beweise für den peinlichen Ausverkauf seiner Muttersprache, besonders seit das Arbeiten im Home Office üblich ist und To-go-Waren im Lockdown reißenden Absatz finden. Die Denglisch-Prachtstücke werden vom Autor schamlos aufgedeckt und bringen weltmännische Verklausulierer in Erklärungsnöte.

Auch mit „The Corona Files. Zehn Glossen“ wirft Autor Hans Zippert erstaunlich vergnügliche Schlaglichter auf unser Leben mit Corona. Die in Darmstadt geborene Autorin Corona Schmiele hingegen, die schon durch ihren Namen in besonderer Weise mit unserer neuen Zeitrechnung verbunden ist, beschreibt ihre persönlichen Erfahrungen, als sie als eine der ersten schon im März an Covid-19 erkrankte. Wenn auch die Tage des Fiebers und der Schwäche kein Spaziergang waren und sie große Ängste plagten, ihren Mann möglicherweise angesteckt zu haben, beschreibt Schmiele, wie sie sich nach einigen Rückschlägen langsam erholte. Es gibt lyrische, nachdenkliche und skurrile Beiträge in diesem Band, mit dem die Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde nicht nur 19 AutorInnen und eine Fotografin zusammenbringt, sondern auch ihr 60-jähriges Bestehen corona-gerecht feiert.

Dass ich das Buch ursprünglich überhaupt in die Hand genommen habe, lag an dem Hinweis auf die illustrierenden Fotos von Anna Meuer, der Frankfurter Fotografin, deren bekennender Fan ich bin. Sie versteht es, die Authentizität von Personen und Situationen mit ihrem besonderen Blick auf unvergleichliche Weise zu transportieren. Aus Neugier auf ihre Fotos aus den Zeiten des ersten Lockdowns überwand ich meinen Corona-Überdruss und wurde nicht enttäuscht.

CO-RO-NA macht uns den aktuellen „Feind“ etwas vertrauter und nimmt der Pandemie dadurch einen Teil ihres Schreckens, dass sie beim Blick aus 19 Perspektiven an Alltäglichkeit gewinnt. Seit März beherrscht das Virus nun schon unsere Nachrichten, fordert weltweit Opfer und schränkt unser Leben in so vielen Bereichen ein. Aber weil es immer dort, wo die Dunkelheit dominiert, auch Lichtblicke gibt, ist es eine besondere Freude, die Kreativität und den Erfindungsreichtum von Kulturschaffenden zu beobachten, die aus ihren Begrenzungen Brücken bauen und mutig neue Wege beschreiten. Denken Sie beim Streamen von Konzerten und Lesungen daran, den KünstlerInnen einen angemessenen Obolus zu hinterlassen, und – lesen Sie weiterhin viel, auch, aber nicht nur, das hier empfohlene Buch! So unterstützen Sie AutorInnen, Verlage und natürlich Ihre Buchhandlung!

Larissa Siebicke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt