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Autor
le Carré, John

Federball

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Peter Torberg.
Beschreibung

Als Nat nach jahrelanger Agententätigkeit in osteuropäischen Ländern nach London zurückkehrt, rechnet er mit seiner Entlassung aus dem Geheimdienst. Er sieht dem gelassen entgegen, will er doch endlich nach all den Jahren der beruflich bedingten Trennung endlich die Beziehung zu seiner Frau, einer engagierten Menschenrechtsanwältin, und seiner nicht unkomplizierten Tochter wieder aufbauen. Aber statt der Entlassung erwartet ihn die Versetzung: er soll die sogenannte Oase leiten, eine „Mülldeponie für umgesiedelte Überläufer ohne Wert und für fünftklassige Informanten auf dem absteigenden Ast“.

Altmeister John Le Carré hat mit Federball – dem Buch, das er eigentlich gar nicht mehr schreiben wollte – seinem großartigen Lebenswerk die Krone aufgesetzt und zeigt ohne jede Zurückhaltung, was er von der Welt, in der wir seit einigen Jahren leben, hält.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Ullstein Buchverlage, 2019
Format
Gebunden
Seiten
352 Seiten
ISBN/EAN
9783550200540
Preis
24,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

John le Carré, 1931 geboren, studierte in Bern und Oxford. Er war Lehrer in Eton und arbeitete während des Kalten Kriegs kurze Zeit für den britischen Geheimdienst. 2011 wurde er mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Seit nunmehr über fünfzig Jahren ist das Schreiben sein Beruf. Er lebt in London und Cornwall.

Zum Buch:

Als Nat nach jahrelanger Agententätigkeit in osteuropäischen Ländern nach London zurückkehrt, rechnet er mit seiner Entlassung aus dem Geheimdienst. Er sieht dem gelassen entgegen, will er doch endlich nach all den Jahren der beruflich bedingten Trennung endlich die Beziehung zu seiner Frau, einer engagierten Menschenrechtsanwältin, und seiner nicht unkomplizierten Tochter wieder aufbauen. Aber statt der Entlassung erwartet ihn die Versetzung: er soll die sogenannte Oase leiten, eine „Mülldeponie für umgesiedelte Überläufer ohne Wert und für fünftklassige Informanten auf dem absteigenden Ast“. Kein Karrieresprung also, eher ein Abstellgleis, auf das der altgediente Spion da geschoben wird. Aber Nat nimmt es gelassen, fördert die Pläne seiner begabten und idealistischen Mitarbeiterin, einen dubiosen und viel zu reichen russischen Oligarchen zu beobachten, und widmet sich in seiner großzügig bemessenen Freizeit seinem Badminton-Club. Als ihn dort eines Tages der junge Medienrechercheur Ed Shannon zu einem Wettkampf herausfordert, gewinnt Nat zwar das Badminton-Spiel, setzt aber damit unwissentlich auch eine Kette von Ereignissen in Gang, an derem Ende es eigentlich nur Verlierer geben kann …

Altmeister John Le Carré hat mit Federball – dem Buch, das er eigentlich gar nicht mehr schreiben wollte – seinem großartigen Lebenswerk die Krone aufgesetzt und zeigt ohne jede Zurückhaltung, was er von der Welt, in der wir seit einigen Jahren leben, hält: nämlich nichts! Und auch wenn es sich um einen Roman handelt, der keinen Anspruch auf faktische Wahrheit erhebt und auch nicht unter diesem Gesichtspunkt gelesen werden sollte, macht die Lektüre doch glasklar, dass sich hier einer seinen Frust von der Seele schreibt und in einer so psychologisch genauen wie elegant konstruierten und spannenden fiktiven Geschichte voller Wut sehr reale und durchaus mit Klarnamen benannte verantwortungslose Politiker und korrupte Institutionen anklagt , die alles zerstören, was ihm einmal heilig war – und uns allen heilig sein sollte. Dass der 88jährige Autor Le Carré nicht nur medienwirksam an den Demonstrationen gegen den Brexit teilgenommen hat, sondern, wie man der Presse entnehmen konnte, auch darüber nachdenkt, seine britische gegen die irische Staatsbürgerschaft einzutauschen, spricht Bände. Federball legt von dieser Haltung kompromisslos Zeugnis ab – nicht plump und verschwörungstheoretisch, sondern klug, spannend und nicht zuletzt ausgesprochen unterhaltsam, und gehört unbedingt auf den weihnachtlichen Wunschzettel!

Irmgard Hölscher, Frankfurt