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Autor
Seemann, Michael

Die Macht der Plattformen

Untertitel
Politik in Zeiten der Internetgiganten
Beschreibung

Es geht nichts mehr ohne Handy oder Computer, erst recht nicht in Zeiten der Pandemie. Doch was bedeutet das für den einzelnen in unserer Gesellschaft und was für das gesamte politische und gesellschaftliche Gefüge? Eine präzise Analyse, die Leserinnen und Leser ohne jede Vorkenntnisse an die Hand nimmt und unzählige Türen zu differenzierten Betrachtungsräumen öffnet. Absolut erhellend!
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Ch. Links Verlag, 2021
Format
Broschiert
Seiten
448 Seiten
ISBN/EAN
978-3-96289-075-9
Preis
25,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Michael Seemann, ahrgang 1977, ist Kulturwissenschaftler und war 2017 als Sachverständiger zum Thema Plattformregulierung im Bundestag. Er unterrichtet an der Universität zu Köln und der Universität der Künste in Berlin. Bekannt wurde er durch das Blog CTRL-Verlust bei der FAZ, außerdem bloggt er unter mspr0.de, podcastet unter wir.muessenreden.de und schreibt gelegentlich für Medien wie RollingStone, ZEIT Online, SPEX, SPIEGEL Online, c’t und das DU Magazin. Buchveröffentlichung: »Das Neue Spiel. Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust« (Orange Press 2014).

Zum Buch:

Es geht nichts mehr ohne Handy oder Computer, erst recht nicht in Zeiten der Pandemie. Doch was bedeutet das für den einzelnen in unserer Gesellschaft und was für das gesamte politische und gesellschaftliche Gefüge? Eine präzise Analyse, die Leserinnen und Leser ohne jede Vorkenntnisse an die Hand nimmt und unzählige Türen zu differenzierten Betrachtungsräumen öffnet. Absolut erhellend!

Die Zeit der Individuen ist vorbei: „Den Kontrollgesellschaften ist das Individuum schlicht egal.“ Heute sind wir in den Augen der Plattformbetreiber „Dividuen“, die Summe unserer Essensvorlieben, der Apps auf unseren Smartphones, des Geschlechts, aller erfassbarer Eigenschaften, die wir jede für sich mit anderen teilen. Die Netzwerkmacht ist eine postindividuelle Form der Regierung. Dabei ist es gleich, in welcher Form sie ausgeübt wird, ob in Form von Zugangsregimes (Entscheidung über den Zugang zur jeweiligen Plattform), Query-Regimes (Priorisierung von Inhalten), Interface-Regimes (Beeinflussung in Entscheidungssituationen durch bewusstes Anordnungsdesign der Buttons), Verbindungsregimes (Regelung des Zugangs der Benutzer*innen untereinander) oder Graphregimes (Selektion der Verbindungen der Nutzer*innen etwa für Werbekunden). Doch nicht nur die verschiedenen Formen der Machtausübung werden hier genauestens analysiert, auch die dahinterliegenden Strategien, die Plattformpolitik und die politische Ökonomie der Plattform wird unter die Lupe genommen. Bis zum Ausblick, den zehn Prognosen zu erwartender Entwicklungen, bin ich in meiner Lektüre noch nicht gekommen, weil jeder einzelne Abschnitt so viele Aspekte beinhaltet, die man beim Nutzen der Plattform(en) noch nicht oder nicht wirklich gründlich reflektiert hat. Und genau das ist der für mich wichtigste Effekt dieser Lektüre: Bewusstwerdung der extern erfolgenden Steuerungen und der Folgen meines Handelns. Hochgradig spannend und wichtig!

Die umfassende Darstellung ist von Seemann auch als Dissertation im Fach Medienwissenschaften an der Uni Tübingen vorgelegt worden, was die hervorragende Recherche und stringente Argumentation erklärt. Gleichzeitig ist der Text aber so leserfreundlich und allgemeinverständlich, wie man es von einer Dissertation eben gerade nicht erwartet: sehr interessant und vielseitig von der historischen Entwicklung der Plattformen bis hin zu soziologischen Beobachtungen, die einem ein tieferes Verständnis dieser Machtformen in unserer Gesellschaft verschaffen.

Susanne Rikl, München