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Der Duft der Blumen bei Nacht

Autor
Slimani, Leïla

Der Duft der Blumen bei Nacht

Untertitel
Aus dem Französischen von Amelie Thoma
Beschreibung

Die französisch-marokkanische Erfolgsautorin Leïla Slimani hat sich einer ungewöhnlichen Erfahrung ausgesetzt und eine Nacht alleine in dem venezianischen Museum Punta della Dogana verbracht. Sie wandert durch die Säle, und das Betrachten der Kunstwerke, mehr aber noch die seltsame Situation, rufen eine Flut von Gedanken, Erinnerungen und Reflektionen in ihr hervor: über ihre Herkunft in Marokko und ihr jetziges Leben in Frankreich, über die Zerrissenheit zwischen beiden Welten, über ihre Kindheit und die Familie und letztlich über die Bedeutung all dessen für ihr Schreiben.
(ausführliche Besprehung unten)

Verlag
Luchterhand Literaturverlag, 2022
Seiten
160
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-630-87687-0
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Die französisch-marokkanische Autorin Leïla Slimani gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Ihre Bücher sind internationale Bestseller. Slimani, 1981 in Rabat geboren, wuchs in Marokko auf und studierte an der Pariser Eliteuniversität Sciences Po. Für den Roman »Dann schlaf auch du« wurde ihr der renommierte Prix Goncourt zuerkannt. »Das Land der Anderen« ist der Auftakt einer Romantrilogie, die auf der Geschichte ihrer eigenen Familie beruht. Zuletzt erschien im Luchterhand Literaturverlag der persönliche Band »Der Duft der Blumen bei Nacht.

Zum Buch:

Eine Nacht alleine in einem Museum eingeschlossen, eine Nacht in langen Sälen und Gängen mit einem Feldbett als Ruhemöglichkeit. Eine Nacht lang Kunstwerke betrachten können, ohne sich durch Scharen anderer Besucher hindurchkämpfen zu müssen. Aber auch eingeschlossen in Leere und Stille. Was wäre das – Traum oder Alptraum?

Als die Lektorin ihres Verlags die französisch-marokkanische Erfolgsautorin Leïla Slimani fragt, ob sie an ihrem Projekt Meine Nacht im Museum teilnehmen und sich dafür in dem venezianischen Museum für moderne Kunst, der Punta della Dogana einschließen lassen möchte, reagiert Slimani zunächst ablehnend. Die Aussicht, alle Kunstwerke dieses Museums für sich allein zu haben, lässt sie kalt. Einzig die Idee findet sie reizvoll, sich für eine Nacht den Traum vieler Schriftsteller zu erfüllen, sich von allen äußeren Einflüssen abzuschließen, um schreiben zu können. Darüber hinaus befürchtet sie, nur den Schwierigkeiten auszuweichen, die sie gerade mit ihrem neuen Roman hat. Aber letztlich sagt sie ja, und so schließen sich eines Abends die Türen des Museums hinter ihr.

Nach einer anfänglichen Phase des Unbehagens – das üppige Abendessen, Schläfrigkeit, das Gefühl, völlig fehl am Platz zu sein – beginnt sie, durch die Säle zu wandern. Das Betrachten der Kunstwerke, mehr aber noch diese außergewöhnliche Situation rufen eine Flut von Assoziationen, Gedanken, Erinnerungen und Reflektionen in ihr hervor. Über ihre Herkunft in Marokko und ihr jetziges Leben in Frankreich, über die Zerrissenheit zwischen beiden Welten und dem Gefühl, keiner der Sphären wirklich anzugehören – oder es vielleicht gar nicht zu wollen. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, an die Familie und besonders an ihren Vater. Sie reflektiert über ihre Rolle als eine in der Öffentlichkeit wahrgenommene Stimme: als Literatin, als politisch engagierte Frau und Feministin. Vor allem aber beschäftigt sie die Frage, was all das für ihr Schreiben bedeutet.

Der Duft der Blumen bei Nacht ist ein sehr persönlicher Text, der aber über das rein Private hinausweist, weil die Autorin nicht im Anekdotischen stecken bleibt. Am Ende der Nacht verlässt sie, geweckt von einer morgendlichen Putzkraft, erleichtert das Museum, um in das nächste geöffnete Café zu gehen, einen doppelten Espresso zu trinken und eine lang ersehnte Zigarette zu rauchen – ein kurzer Moment im Freien, bevor sie in die eigene Schriftstellerhöhle und zu ihren Figuren zurückkehren wird.

Ruth Roebke, Frankfurt