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Was dir bleibt

Autor
Saucier, Jocelyne

Was dir bleibt

Untertitel
Roman. Aus dem Französischen von Sonja Finck und Frank Weigand
Beschreibung

Gladys Comeau ist in den Northlander gestiegen, einfach so, an einem Herbsttag. Die 76-Jährige verschwindet aus ihrer Siedlung, ohne Koffer, ohne Tasche, und reist mit dem Zug in den Norden Kanadas. Was treibt sie an? Hat sie ein Ziel? Eine unendliche Weite an Möglichkeiten und Gedanken tut sich mit dieser so selbstverständlichen Handlung auf. Der beständige Blick auf diese ungeheuerliche Freiheit, sich in anderer Weise, als das üblich ist, auf den Weg zu machen, und der lange anhaltende Blick auf diese Frau, die sich das traut: spannend, inspirierend, befreiend!
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Insel Verlag, 2020
Seiten
253
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-458-17878-1
Preis
22,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Jocelyne Saucier, geboren 1948 in der kanadischen Provinz New Brunswick, arbeitete lange als Journalistin, bevor sie mit dem literarischen Schreiben begann. Ihr vierter Roman Ein Leben mehr, der 2015 bei Insel erschien, war ein Bestseller und wurde verfilmt. Saucier lebt heute in einem Zehn-Seelen-Ort im Wald, im nördlichen Québec.

Zum Buch:

Gladys Comeau ist in den Northlander gestiegen, einfach so, an einem Herbsttag. Die 76-Jährige verschwindet aus ihrer Siedlung, ohne Koffer, ohne Tasche, und reist mit dem Zug in den Norden Kanadas. Was treibt sie an? Hat sie ein Ziel? Eine unendliche Weite an Möglichkeiten und Gedanken tut sich mit dieser so selbstverständlichen Handlung auf. Der beständige Blick auf diese ungeheuerliche Freiheit, sich in anderer Weise, als das üblich ist, auf den Weg zu machen, und der lange anhaltende Blick auf diese Frau, die sich das traut: spannend, inspirierend, befreiend!

Die Nachbarn sind nicht nur besorgt, sie sind entsetzt. Zumal Frank und Brenda Smarz mit Gladys‘ Verschwinden die Betreuung von Lisana, Gladys‘ 57-jähriger Tochter, aufgebürdet wird. Gladys hat Zeit ihres Lebens auf die Tochter achtgeben müssen. Sie ist das Gegenteil ihrer Mutter, die auch nach dem tödlichen Grubenunglück ihres Mannes immer die glücklichen Momente im Zentrum ihres Lebens sehen konnte.

Gladys‘ positive Ausstrahlung, ihr Mut und ihr starker Wille sind auch für Janelle, eine Mitreisende Ende Dreißig, dermaßen faszinierend, dass sie auf dieser Reise an Gladys‘ Seite bleibt.

Rekonstruiert und erzählt werden die Zugfahrten durch den Norden Kanadas von einem Englischlehrer, der sich auf die Spuren der Frauen begeben hat und für den Züge und die einmalig schönen kanadischen Routen ebenso viel bedeuten wie für Gladys, die in einem Zug geboren worden sein soll.

Begleitet werden die Bilder dieses Romans also beständig von einem zeitweise leisen, aber immer deutlich hörbaren Basso continuo ratternder Schienen. Die Zeit spielt keine Rolle, es gibt kein konkretes Ziel, die Reise selbst will in allen Facetten gelebt sein, alles, fast alles scheint möglich. Diesen unbegrenzten Raum im Innen und Außen der Figuren macht Saucier in jedem ihrer Romane spürbar, das ist ihre große Kunst. Hier hat sie es sogar geschafft, die Geschichte selbst freizugeben, die Niederschrift der Geschehnisse wird ebenfalls reisen, im Zug, unbegleitet und für jeden frei zugänglich.

Susanne Rikl, München