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Richtige Literatur im Falschen?

Autor
Solty, Ingar; Stahl, Enno (Hg)

Richtige Literatur im Falschen?

Untertitel
Schriftsteller – Kapitalismus – Kritik
Beschreibung

Wie steht es im gegenwärtigen gesellschaftlichen System um die Literatur? In welchem Verhältnis steht sie zur Politik? Ist die Zeit der politischen Literatur abgelaufen oder brauchen wir sie dringender als je zuvor? In welchem Verhältnis stehen SchriftstellerInnen, Kapitalismus und Kritik?

Um diese Frage zu diskutieren und weiterzudenken trafen sich im April 2015 Literaturschaffende und TheoretikerInnen verschiedener Sparten zu einem Kongress mit dem Titel „Richtige Literatur im Falschen?“. Ausgewählte Diskussionen und Auszüge aus verschiedenen Symposien wurden jetzt im Verbrecher Verlag als Buch herausgegeben, darin enthalten sind Beiträge von Ann Cotten, Thomas Meinecke, Kathrin Röggla und vielen anderen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Verbrecher Verlag, 2016
Seiten
320
Format
Taschenbuch
ISBN/EAN
978-3-95732-163-3
Preis
21,00 EUR
Status
lieferbar

Zum Buch:

Wie steht es im gegenwärtigen gesellschaftlichen System um die Literatur? In welchem Verhältnis steht sie zur Politik? Ist die Zeit der politischen Literatur abgelaufen oder brauchen wir sie dringender als je zuvor? In welchem Verhältnis stehen SchriftstellerInnen, Kapitalismus und Kritik?

Um diese Frage zu diskutieren und weiterzudenken trafen sich im April 2015 Literaturschaffende und TheoretikerInnen verschiedener Sparten zu einem Kongress mit dem Titel „Richtige Literatur im Falschen?“ Ausgewählte Diskussionen und Auszüge aus verschiedenen Symposien wurden jetzt im Verbrecher Verlag als Buch herausgegeben.

Die verschiedenen thematischen Blöcke – von einer allgemeinen Gegenwartsdiagnose des heutigen Kapitalismus über einen Rückblick auf frühere Konzepte politischer Literatur bis zur Frage wie es um die Gegenwartsliteratur bestellt ist und welcher Zukunft sie entgegen geht – setzen sich aus Vorträgen und Auszügen aus den sich daran anschließenden Diskussionen zusammen. Dieser Band bietet einen seltenen und lohnenswerten Einblick wie gegenwärtige Literatur als politisch begriffen werden kann und beschäftigt sich ebenso damit, wie der Literatur- und Journalismusbetrieb von politischen Verhältnissen strukturiert und bedingt wird. Seine Stärke liegt gerade darin, dass sich die SchriftstellerInnen nicht an philosophischen Grundlegungen einer politischen Literaturtheorie versuchen. Das worüber hier gesprochen wird, sind Überlegungen und Eindrücke aus ihrem alltäglichen Schaffen, indem der Zusammenhang von Politik und Literatur auf allen Ebenen zwar durchweg präsent ist, aber weitgehend beschwiegen wird. Literatur, die als politisch begriffen wird, erhält sehr schnell den Stempel der verfälschten, weil engagierten Literatur. Politik gilt als das Andere zur rein ästhetischen Erfahrung von Literatur. Dieser Band legt eindrucksvoll dar, dass das Politische an der Literatur weder leicht zu fassen noch wegzudenken ist. Eine Literatur, die sich inhaltlich von jedem politischen Gehalt zu distanzieren versucht, wird dadurch nicht selbst unpolitisch, im Gegenteil. Die Rolle die Literatur in der heutigen Gesellschaft in Bezug auf Politik einnimmt, ist allerdings häufig genau von dieser Art Zurückhaltung geprägt. Worin die Gründe dafür liegen wird unter den TeilnehmerInnen des Kongresses ebenfalls heftig diskutiert. Dabei bleiben ihre Ansichten selten unwidersprochen und die meisten Fragen offen.

Dieser Tagungsband funktioniert als ein Einblick in die politische Wirklichkeit des Schreibens und regt dazu an das eskapistische Moment vermeintlich unpolitischer Literatur, ihrer AutorInnen und LeserInnen zu hinterfragen. Immer wieder nehmen die TeilnehmerInnen dabei Bezug zu verschiedenen Werken der gegenwärtigen, vorwiegend deutschsprachigen Literatur, und bieten so zudem eine spannende Analyse, nicht nur des eigenen Arbeitens, sondern der literaturpolitischen Verhältnisse. Damit spricht dieser Band weniger eine spezifische Leserschaft von LiteraturwissenschaftlerInnen an, sondern wendet sich an ein breiteres Publikum, durch den Versuch einer Entgrenzung des Umgangs mit Literatur, die sich als Teil von Lebenswirklichkeit, sowohl in ihrer Produktion als auch in ihrer Rezeption begreift.

Theresa Mayer, autorenbuchhandlung Marx & Co, Frankfurt am Main