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Autor
Benvenuti, Arturo (Hg)

KZ – Zeichnungen aus den NS-Konzentrationslagern

Untertitel
Mit einem Vorwort von Primo Levi. Aus dem Italienischen von Georg Fingerlos
Beschreibung

Die Wucht, mit der diese Zeichnungen den Betrachter ergreifen, liegt nicht allein in ihrer Ausdrucksstärke. Erst wenn man begreift, dass diese Bilder und Zeichnungen von den Frauen und Männern (und Kindern) geschaffen wurden, die das Grauen unmittelbar vor sich hatten, wortwörtlich in greifbarer Nähe, dann kann es vorkommen, dass einem beim Anschauen der Hals trocken wird und man meint, man müsste leicht husten – und wenn es nur deswegen sei, weil man merkt, man hat seit geraumer Zeit oder seit dem Aufschlagen der ersten Bildseite kein Wort mehr gesagt und nicht mehr geschluckt.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
bahoe books, 2017
Format
Gebunden, 300 Abb.
Seiten
278 Seiten
ISBN/EAN
978-3-903022-48-5
Preis
26,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Arturo Benvenuti, geboren 1923 in Oderzo (Trevesio, Italien), ist Schriftsteller und Künstler. Er arbeitete viele Jahre in einem Erdölunternehmen und in einer Bank und begründete in Oderzo die Pinacoteca Alberto Martini (1970), deren erster Direktor er war. In Oderzo, aber auch in Triest, Istrien und Dalmatien organisierte er zahlreiche Ausstellungen und viele kulturelle Veranstaltungen. Seit den 1960er Jahren beschäftigt er sich mit der Produktion von Literatur und Bildern, mit der Poesie, der Forschung und der darstellenden Kunst in Form von Malerei, Grafik und Fotografie.

Zum Buch:

Die Bildunterschriften lassen hier bereits das Grauen erahnen: Jüdische Buben leeren Senkgrube aus; Die Suppenration; Bad in Dachau; Nach 25 Schlägen; Angst; Hunger; Bestrafung; Ein Opfer im Steinbruch; Im KZ Banjica, Serbien; Zurück zur Arbeit; Häftling; Toter Häftling.

Es sind ohne Zweifel Zeichnungen, Bilder und Skizzen aus einer Hölle, die von Menschen geschaffen wurde, welche jeden Rest an Menschlichkeit längst verloren, oder – weit schlimmer noch – diese Tugend niemals besessen bzw. nicht einmal gekannt haben. Meine Freundin hatte mich gefragt, weshalb ich mir das antue, diesen Bildband nicht nur mehrmals durchzusehen, sondern ihn auch noch zu rezensieren, worauf ich nur zu sagen wusste, es sei wichtig. Ja, es ist wichtig, sich das anzusehen, wieder und wieder, damit man nicht vergisst, damit man versucht, sich in die Zeichner, die ja in fast allen Fällen in diesem Buch direkte Beobachter waren, hineinzuversetzen, auch oder gerade in dem Wissen, bei diesem Versuch kläglich zu scheitern – denn nur diejenigen, die dabei gewesen sind, wissen um die wahre Größe dieser Werke. Es hat den Zeichnern und Malern mit Sicherheit ein hohes Maß an Mut wie auch an Einfallsreichtum abverlangt, sie vor ihren Peinigern versteckt zu halten und noch aus der Hölle hinüber in die Welt zu retten. Ich stelle mir vor, dass allein die Tatsache, einen Fetzen Papier, einen Bleistiftstummel oder auch nur ein Bröckchen Holzkohle zu besitzen oder geheim zu halten, ihnen ungemein viel abverlangt hat. Sicherlich hätten diese Gegenstände auch gegen etwas … nun ja, Notwendigeres eingetauscht werden können, was umso erstaunlicher ist und ihre Größe noch mehrt.

Im April 1983 beendete und veröffentlichte Arturo Benvenuti (auf Italienisch): KZ-Zeichnungen aus den NS-Konzentrationslagern, ein Buch, das ein Ergebnis seiner vielen Reisen und Briefwechsel ist und das er im September 1975 begann. Hier liegt nun die jüngste Auflage vor, und wenn es keinen Preis gibt, der diese mit nichts zu vergleichende Arbeit, die Benvenuti sich auferlegt hat, zu würdigen weiß – dann sollte man diesen Preis schleunigst erfinden.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln