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Autor
Friz, Paolo

Ein Weiser, ein Kaiser und viel Reis

Untertitel
Die Legende von der Erfindung des Schachspiels. Ab 5 Jahre
Beschreibung

Die Reisbauern hungern. Ein genialer Spiele-Erfinder macht sich die Vorliebe des Kaisers für Brettspiele zunutze und verlangt im Tausch dafür jeweils ein Reiskorn für das erste Spielfeld, zwei für das zweite Feld, vier für das dritte und so weiter immer das Doppelte, bis zum 64. Feld. Am Ende reichen alle Frachtschiffe der Welt nicht aus, den so angehäuften Reis zu transportieren. Die Bauern haben wieder genug zu essen, und ganz nebenbei ist das Schachspiel erfunden.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Atlantis Verlag, 2017
Format
Gebunden
Seiten
32 Seiten
ISBN/EAN
978-3-7152-0724-7
Preis
14,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Paolo Friz studierte Illustration an der Hochschule Design & Kunst Luzern und an der Hochschule für angewandte Kunst in Prag. Nach seinem Abschluss machte er ein Masterstudium an der Central Saint Martins School of Art in London in Communication Design. Heute ist Paolo Friz Designer, Illustrator mehrfach ausgezeichneter Arbeiten und Dozent an der Hochschule Design & Kunst Luzern.

Zum Buch:

Wie jedes Frühjahr beladen die Reisbauern ihre Boote und machen sich auf in den Palast des Kaisers, um diesem seinen Anteil abzutreten; doch auch in diesem Jahr verlangt der Kaiser wieder mehr Reis für sich und seinen Hofstaat, sodass die Bauern fürchten müssen, ihre Familien nicht mehr ausreichend ernähren zu können. Ein Bittgesuch, dieses Mal ein wenig mehr Reis behalten zu dürfen, stößt auf taube Ohren, und so treten die Bauern niedergeschlagen den langen Heimweg an.

Doch plötzlich kommt der Tochter des Dorfältesten eine Idee. “Wir sollten den alten Weisen auf dem Hügel fragen, ob er uns helfen kann! Er und seine Nichte erfinden doch immer die tollsten Dinge!” Der Vorschlag wird einstimmig angenommen, und schon bald macht sich eine kleine Gruppe auf den Weg den Hügel hinauf, wo der alte Weise sich in aller Ruhe die Probleme der Dorfbewohner anhört. “Das ist wirklich sehr ungerecht. Ich will euch helfen.”

Am nächsten Morgen fällt ihm ein, dass der Kaiser gerne spielt, und zwar ganz besonders gerne Brettspiele. Also erfindet er ein Spiel, bei dem der Kaiser zwar die wichtigste Figur darstellt, aber ebenso auch die anderen Figuren braucht, die Bauern, die Türme und Läufer. “Mit diesem Spiel wird er einsehen, dass er seine Untertanen besser behandeln muss, denn ohne Bauern bekommt er keinen Reis, ohne Reis keinen vollen Magen, und ohne vollen Magen kann er nicht leben.”

Wie zu erwarten ist der Kaiser ganz vernarrt in das Spiel, er will es unbedingt haben und bietet dem Waisen an, ihm dafür jeden nur erdenklichen Wunsch zu erfüllen. Der Weise nimmt eine Handvoll Reiskörner aus seiner Hosentasche und sagt in aller Seelenruhe: “Ich will für das erste Feld auf dem Brett ein Reiskorn, für das zweite zwei Reiskörner, für das dritte vier Reiskörner, für das vierte acht und so weiter, also immer das Doppelte, bis zum vierundsechzigsten Feld.” Der Kaiser hält den seltsamen Alten für nicht ganz knusper in der Birne und geht bereitwillig auf den Vorschlag ein, nicht ahnend, dass die Gesamtmenge schließlich so viel Reis umfassen wird, dass eine Kolonne voll beladener Frachtschiffe von der Erde bis zur Sonne nicht ausreicht, ihn zu transportieren.

Eine ausgesprochen schöne Geschichte, die der Illustrator Paolo Friz da vorgelegt hat. Schön und spannend erzählt. Wunderbar und in märchenhaft satten, aber zugleich weichen, milden Tönen bebildert. Und ganz zum Schluss folgt noch die Erklärung, wie das Rätsel zu lösen ist, denn wer von uns kann sich schon vorstellen, wie aus einem einzigen Reiskorn plötzlich ganze 18,45 Trillionen werden.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln