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Über die Dummheit der Stunde

Autor
Martynova, Olga

Über die Dummheit der Stunde

Untertitel
Essays
Beschreibung

Die Freiheit und Frechheit der Kunst zu retten, der Dummheit der Stunde nicht zu verfallen – das ist die Botschaft, der rote Faden, der sich durch Olga Martynovas jüngste Essays zieht. Dabei tut sich in diesem Band eine Vielfalt an Themen auf, die einer bunten Requisitenkammer gleicht. Wir begegnenNabokov, Mandelstam, Brodsky, Charms, Achmatowa, Zwetajewa, Tschechow und vielen anderen Autorinnen und Autoren in diesem reichen, überreichen Essayband, der nach der ersten Lektüre immer wieder zur Hand genommen und dann gezielt und aufs Neue gelesen sein will.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
S. Fischer Verlag, 2018
Seiten
304
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-10-002433-6
Preis
22,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Olga Martynova, 1962 bei Krasnojarsk in Sibirien geboren, wuchs in Leningrad auf und studierte dort russische Sprache und Literatur. 1991 zog sie nach Deutschland. Sie schreibt Gedichte (auf Russisch) und Essays und Prosa (auf Deutsch). Mit ihrem Romandebüt »Sogar Papageien überleben uns« (2010) kam sie auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Für ein Kapitel aus ihrem Roman »Mörikes Schlüsselbein« gewann sie 2012 den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2015 erhielt sie den Berliner Literaturpreis und hatte die Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der FU Berlin inne. Olga Martynova lebt mit ihrem Mann, dem Autor Oleg Jurjew, in Frankfurt am Main.

Zum Buch:

Die Freiheit und Frechheit der Kunst zu retten, der Dummheit der Stunde nicht zu verfallen – das ist die Botschaft, der rote Faden, der sich durch Olga Martynovas jüngste Essays zieht. Dabei tut sich in diesem Band eine Vielfalt an Themen auf, die einer bunten Requisitenkammer gleicht.

Mit Olga Martynova ist es wie mit Michel de Montaigne: Man weiß nie, wohin die Essays entführen, welche unerwarteten Wendungen auf den nächsten Seiten warten. Womit man rechnen kann? Mit einem stets spürbaren – aber nie hervorgekehrten – beeindruckenden Hintergrundwissen, mit Geistesblitzen, ungewöhnlichen Verknüpfungen und Assoziationen, mit der Autorin selbst, die sich in den eigenen Texten zu erkennen gibt, vor allem aber mit dieser schlichten, klaren, bildhaften Sprache der Lyrikerin, die intellektueller und ästhetischer Genuss zugleich ist.

Von Russland über Helsinki nach Lissabon und zurück nach Deutschland, wo Martynova seit 30 Jahren lebt, von der Gegenwart in die Vergangenheit, von Philosophie über Politik mitten in das Alltagsleben der Dichter in St. Petersburg geht die Reise und kehrt immer wieder zurück zu Betrachtungen über und zum Spiel mit dem Instrument, das die Autorin bravourös beherrscht: der Sprache. Seite an Seite mit ihrem Krimtagebuch aus dem Jahr 2017 finden sich Schriften zu Last und Sinn des Alterns, über die momentane Verblödung der Welt, vom gegenseitigen Misstrauen benachbarter Völker, über die Verzerrung von Information diesseits und jenseits der Grenze und die enge, unauflösbare Verflechtung von Leben und Literatur. Künstlerinnen, Künstler und Schreibende, die an der Gegenwart leiden, werden nie aufhören, ihre Botschaften zur Bewältigung der Vergangenheit in die Zukunft zu senden, einer Flaschenpost gleich.

Und natürlich begegnen wir Nabokov, Mandelstam, Brodsky, Charms, Achmatowa, Zwetajewa, Tschechow und vielen anderen Autorinnen und Autoren in diesem reichen, überreichen Essayband, der nach der ersten Lektüre immer wieder zur Hand genommen und dann gezielt und aufs Neue gelesen sein will.

Susanne Rikl, München